Die andere Liebesgeschichte

Die andere Liebesgeschichte

Ich bin seit dem 5. Oktober 2013 stolze Besitzerin eines zweiten Herzens, wobei ich aber mein Herz verschenkt habe, also besitze ich doch wieder nur eines. Verwirrt? Natürlich, ich auch! In normalen Sätzen würde dies doch so heissen: Seit dem 5. Oktober 2013 bin ich vergeben an meinen Freund Tiago André. Und Punkt, so beginnt meine Geschichte! Wie habe ich diesen wunderbaren Mann überhaupt kennen und lieben gelernt?

 

Beginnen wir nun einmal von gaaaaaanz vorne...

Etwa im November 1994 stiegen Felix und Beatrice ins Bett, sie waren überglücklich und ineinander verliebt. Felix konnte die Finger von seiner Beatrice nicht mehr lassen und sie küssten sich innig und intensiv. Und dann geschah es,...

 

HALT STOPP! Das ist zu weit zurück, so weit vorne müssen wir nun wirklich nicht beginnen.

 

Am 11. Juli 1995 erblickte ein wunderschönes und winziges Mädchen Namens Natascha Alenka das Licht der Welt, es war die Tochter von Felix und Beatrice, die sich vor 9 Monaten ja so innig und intensiv geliebt haben.

Lieber Leser, wie du feststellen kannst, sind wir noch immer ein bisschen zu weit entfernt vom Oktober 2013. Machen wir also noch einen grossen Schritt nach vorne...

 

Wir schreiben den 24. Oktober 2009, zu diesem Zeitpunkt bin ich gerade mal 14 Jahre alt. Ich habe mich dazu entschlossen, mich ins Habbo Hotel einzuloggen, Grund dafür war meine Cousine Vanessa, dir mir den Chatroom gezeigt hat. Nun gut, und somit hat eigentlich alles begonnen. Zu Beginn nämlich loggte ich mich vielleicht jede Woche einmal ein, dann wurde es immer weniger. Doch als ich in die Oberstufe kam und neue Freunde fand, wurde ich wieder von der Habbo-Sucht mitgerissen und wir konnten es kaum erwarten, uns am Abend nach der Schule wieder ins Habbo Hotel einzuloggen. Ich war dort bekannt als FunnyMikki, die, die immer nur mit den Reichen zu tun gehabt hat. Natürlich musste ich mir das auch zuerst erarbeiten, aber durch mein ständiges Onlinesein und meine Schreibkünste wurde ich auch bald schon bekannt im Schweizer Habbo Hotel. Es hat sich viel entwickelt in dieser Zeit, ich hatte viele virtuelle Freunde. Und irgendwann, da kam der Zeitpunkt, da hat das nicht mehr gereicht. Und so verabredete ich mich das erste Mal mit einem Habbofreund im realen Leben. Wir trafen uns im Zürcher Zoo, ich war zu Beginn sehr schüchtern, jedoch legte sich das mit der Zeit. Lustigerweise habe ich mich dann nicht für meinen Habbofreund Roberto interessiert, sondern für dessen Begleitung Tiago. Doch daraus war nichts geworden, die beiden kamen von Winterthur, was für mich zu dieser Zeit sehr weit weg war und nach einem zweiten Treffen mit meinem Habbofreund war dann schnell Schluss. Zwei oder drei weitere Treffen gab es, meist habe ich eine Begleitung mitgenommen, doch zum letzten Treffen ging ich alleine. Das war mit meiner Kollegin Mimi, wir waren Shoppen und bis heute sagen wir, dass wir dies noch einmal wiederholen sollten. Jedoch wie das so ist, ist es leider nie dazu gekommen. Wie dem auch sei, nach einiger Zeit war dann auch wieder Schluss mit Habbo Hotel und ich konzentrierte mich auf meine Lehre. Zu dieser Zeit hatte ich auch einen Freund, den ich natürlich auch vom Habbo Hotel kannte, doch auch nach 4 Monaten war wieder Schluss. Zur selben Zeit habe ich noch meine Lehrstelle verlohren, ich fiel in ein Loch. Und ehe man sich versah, steckte ich wieder Mitten im Habbo. Super-Ivo, so hatte er geheissen, er loggte sich nur sporadisch mal ein, was ihn auch so interessant für mich machte. Ich konnte nicht anders und verabredete mich in Zürich mit ihm. Am Hauptbahnhof haben wir uns getroffen, sollte so im September 2013 gewesen sein. Wir gingen ans Knabenschiessen miteinander und verstanden uns ziemlich gut. Auch schenkte er mir ein paar Schuhe, da ich mit meinen Schuhen nicht mehr laufen konnte. Diese schwarzen High-Heels stehen noch heute in meinem Schuhschrank, mit dem Wissen, dass ich sie von ihm geschenkt bekommen habe. Denn er spielt heute auch noch eine zentrale Rolle in meinem Leben, doch dazu später mehr. Wie ging es nun weiter, mit diesem Super-Ivo? Nach unserem Treffen schrieben wir ununterbrochen miteinander, er erzählte mir von seinen Kollegen. Und siehe da, einer der beiden weckte ein gewisses Feuer in mir, was ich vorher noch nicht kannte. Wiederum verabredete ich mich mit Super-Ivo, welcher im richtigen Leben natürlich nur Ivo heisst, und lockte noch mehr Informationen von diesem einen Kollegen aus ihm heraus. Er hiess Tiago, lustigerweise kannte ich ja schon einen Tiago von einem Habbo-Kollegen Roberto. Doch ich konnte ihm nicht nur den Namen entlocken, ich schnappte mir auch sein Handy und entlockte ihm die Telefonnummer von Tiago. Und da war es geschehen, wir, Tiago und ich, schrieben jede freie Minute miteinander. Am 5. Oktober 2013 beschloss ich dann, mich mit Tiago zu treffen. Jedoch hatte ich ein bisschen Angst und so zog ich Ivo zur Hilfe. Ich fuhr also die weite Strecke von mir zu Hause bis nach Luzern, und traf micht mit Ivo beim Bahnhof. Wir liefen gemeinsam die Altstadt auf und ab während wir auf Tiago warteten, welcher noch auf seine zwei kleinen Geschwister aufpassen musste. Was er nicht wusste, ich habe mir extra ein Outfit für dieses Treffen gekauft und zwei Wochen vorher nahm man mir endlich, nach langen 10 Jahren, meine Zahnspange raus. Aber das ist eine andere Geschichte, denn zu diesem Zeitpunkt war das definitiv nicht sonderlich relevant, denn ich war sehr nervös. Was ich jedoch nicht wusste war, dass auch Tiago sich ein Outfit gekauft hat und ebenso nervös war wie ich. Endlich meldete sich Tiago, er wartete bei der Bäckerei auf uns. Und dann sah ich ihn, dort vor der Bäckerei...

 

Lieber Leser, nun wird es interessant, denn ich habe den Mann getroffen, dem ich mein Herz geschenkt habe. Du hast jetzt gerade einige Jahre von mir im Schnelldurchlauf durchlebt, doch was jetzt kommt, hättest du so nach dem ersten Treffen sicherlich nicht erwartet.

 

Aber ich möchte dir jetzt nicht alles weitere im Detail beschreiben, gewisse unbedeutende Einzelheiten bleiben mir. Ich kann nur so viel sagen, dass wir am selben Abend noch alle drei miteinander ins Kino gingen. Wir schauten den Film Practi.com, was natürlich für Ivo und mich sehr amüsant war, denn wir sind beide Informatiker und haben die Sprache in diesem Film sehr gut verstanden. Es ging jedoch nur um kleine, unbedeutende Informatik-Begriffe in diesem Film, doch Tiago bemühte sich, mich alles zu fragen, was er konnte. Er sass zu meiner Rechten, Ivo zu meiner Linken. Und dann, irgendwann während dem Film, berührten sich unsere Hände, also natürlich die von Tiago und mir. Ich war so nervös, dass ich dir nicht genau sagen kann, wie der Film endete. Hand in Hand verliessen wir also das Kino, beide mit pochendem Herzen. Und dann, an der Bushaltestelle küsste er mich. Und, lieber Leser, kannst du dir vorstellen, was dann passiert ist? Er schaute mich an und fragte: "Muss ich dich jetzt noch fragen, ob du mit mir gehen willst?" Genau so unerwartet wie die Frage kam, war meine Antwort: "Küsse ich denn einfach eine fremde Person ohne sie zu lieben?" Mit einem breiten Grinsen im Gesicht starrte ich ihn an und umarmte ihn, denn für beide war die Antwort wohl eindeutig klar.

 

Ich kann nicht sagen, dass so meine Liebesgeschichte endet, denn ganz im Gegenteil, genau dann hat sie begonnen und sie hält bis heute an. Aber, damit ich dich nicht mehr weiter langweilen muss, solltest du deine Augen mal schliessen und dich in meine Situation reinversetzen, denn wahre Liebe erlebt man nur einmal im Leben, und vielleicht bist du ihr ja schon begegnet.

 

STOPP! Mach doch deine Augen auf, es ist noch nicht fertig!

Ich möchte dir nämlich sagen, wie der jetzige Zeitpunkt, am 12. Mai 2016, dieser Liebesgeschichte aussieht. Und zwar sitze ich hier auf meinem Bett, 85km weit entfernt von meiner grossen Liebe und schreibe die Geschichte. Ich denke an meinen Tiago und hoffe, dass er schnell wieder gesund wird. Nichts sonder lich ernstes, dennoch liegt er mit einer Grippe krank im Bett, doch so ist das Leben. So absurd meine Geschichte vielleicht sein mag, so überstürzt meine Liebe war und ist, sie besteht noch heute und auch ich lebe im hier und jetzt. Eine Grippe ist etwas reales, und die realen Dinge im Leben sind immernoch die schönsten überhaupt.

Und mit diesem Satz möchte ich meine Geschichte jetzt abschliessen und wünsche meinem Tiago gute Besserung und hoffe, dass wir am Freitag wieder nebeneinander einschlafen können.


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